Testen und messen von Schimmel an Flächen – Übersicht Schimmeltest

Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die zum testen und messen von Schimmel in Innenräumen derzeitig zur Verfügung stehenden Nachweisverfahren. Der Beitrag zeigt die Möglichkeiten und Grenzen der verschiedenen Methoden auf und bietet damit eine Hilfestellung bei der Auswahl des geeigneten Schimmeltests in dem sehr breiten Analysenspektrum dieses Dienstleistungssektors (siehe auch https://www.schimmelberatung-niedersachsen.de/informationsbeitrag-schimmelpilz-test/).

 Anwendung der Begriffe „Befall“ und „Bewuchs“

Testen und messen von Schimmel und Bakterien ist auf sehr vielfältige Weise möglich. Den eigentlichen Nachweis von Schimmelpilz im Labor bewerkstelligen verschiedene Laborprüfinstitute zwar auf recht einheitliche Weise. Die Bewertung der Analysenbefunde des Schimmeltests durch einzelne Institute kann heutzutage aber sehr unterschiedlich ausfallen. In vielen Gutachten, die zum Thema Schimmeltest auf Innenraumoberflächen angefertigt wurden, wird z.B. bereits von „Befall“ gesprochen, wenn Schimmelpilze und / oder Bakterien auf Oberflächen überhaupt nachweisbar sind. „Befall“ ist allerdings eine sehr leicht missverständliche Formulierung. Steht sie doch für etwas „Aktives“. „Befall“ ist ein (umgangssprachliches) Synonym für Bewuchs. Sofern Bewuchs nicht einigermaßen sicher belegt ist – z.B. durch den Nachweis von (Myzel-) Zellen und / oder Sporenträgern bei mikroskopischen Untersuchungen oder durch „Rasenbildung“ auf Kulturmedien – sollte man besser von einer mikrobiellen Verunreinigung oder einer Kontamination sprechen.

Testen und messen von Schimmel in der Wohnung: Man praktiziert heute folgende Verfahren zur Qualifizierung und Quantifizierung von Schimmelpilzen auf Oberflächen im Innenraum:

  • Abklatschtests
  • Abstrich- und Tupferproben
  • Waschen / Eluieren von Materialproben
  • Klebestreifen-Kontaktproben

Auch das mikrobiologische Labor Dr. Missel des Verfassers führt heute diese Verfahren zum Schimmeltest vor Ort durch.

Testen und messen von Schimmel mit Abklatschproben

Die Bestimmung kultivierbarer (= noch lebender) Schimmelpilze z.B. an Bauteilen oder Gegenständen macht man üblicherweise mit Abklatschproben. Diese Kontaktproben enthalten Nährmedien, die zum Schimmeltest für kurze Zeit auf eine Oberfläche gedrückt und wieder entnommen werden. Bestandteile der Schimmelpilzkolonien bleiben an den Nährmedien haften und wachsen nach Bebrütung im Labor zu neuen Kolonien aus, die man genauer bestimmen und / oder zählen kann.

Testen und messen von Schimmelpilzen - Abklatschtest
Bild 1: Abklatschmessung an Hausstaub Bild 2: Abklatschmessung von der Wand

 

Eine exakte Messung der Pilzdichte auf einer Oberfläche ist mit dieser Methode nicht möglich. Aufgrund der hohen Empfindlichkeit der mikrobiologischen Kultivierung kann man nur geringe bis mäßig starke Verschmutzungen von Oberflächen durch Pilzsporen quantitativ darstellen.

Was ist mit Abklatschtests überhaupt messbar?

Zum testen und messen von Schimmel mit Abklatschproben folgendes Beispiel:

Die maximal zählbare Koloniedichte auf einem festen Nährmedium ist bei Schimmelpilzen – je nach Pilzart und Sehkraft des Untersuchers / Vergrößerung – bis etwa 20 Einheiten pro cm2. Unterschiedliche Bewuchsdichten (z.B. Frühstadium ↔ ausgewachsene Pilzkolonie ↔ intensiver und dichter Bewuchs) auf Oberflächen kann man mit Abklatschproben i.d.R. nicht messen. Aufgrund der enormen Zell-[1] und Sporenmengen, die von Mikroorganismenkolonien auf kleinster Fläche gebildet werden – Millionen Einheiten pro cm2 oder mehr sind z.B. bei Schimmelbewuchs auf Tapeten immer möglich – kommt es auf Abklatschproben bereits im sehr frühen Wachstumsstadium zur „Rasenbildung“. Die Massenbildung von Sporen hat dann u.U. überhaupt noch nicht begonnen.  Von Rasenbildung spricht der Mikrobiologe, wenn die gesamte Oberfläche der Abklatschprobe einheitlich bewachsen ist und Einzelkolonien nicht mehr unterscheidbar sind.

Testen und messen von Schimmel auf Oberflächen mit Abklatschproben ist deshalb immer eine halbquantitative Messung. Diese erlaubt nur bei sehr günstigen Bedingungen[2] eine „Konzentrationsangabe“ in mehreren Konzentrationsstufen.

Mögliche „Konzentrationsangaben“ bei der Abklatschbeprobung

Beim testen und messen von Schimmel mit Abklatschproben kann man „Konzentrationsangaben“ wie folgt treffen. Hier geht es um „befallstypische“ Schimmelpilze wie z.B. Penicillium chrysogenum, Aspergillus versicolor oder Cladosporium cladosporioides:

Kategorie        Koloniedichte                       Befundbewertung

0                    0 Kolonien/cm2                     nicht sporenbelastet

1                    0-1 Kolonie/cm2                     sehr gering mit Sporen einer Art belastet

2                   1-5 Kolonien/cm2                   erhöhte Belastung mit Sporen einer Art

3                   5-20 Kolonien/cm2                hohe Belastung mit Sporen einer Art, sehr früher Bewuchs ist möglich

4                   > 20 Kolonien/cm2                starke Kontamination, früher Bewuchs oder degenerierter Altschaden

5                   Rasenbildung(*)                      Pilzmyzelbewuchs oder schwerere Kontamination

(*)        Einzelkolonien nicht mehr unterscheidbar

Die folgende Abbildung zeigt Abklatschproben von diversen Flächen nach 2-tägiger Bebrütung im Labor.

Bild 3: Abklatschproben mit unterschiedlichen Koloniedichten von Penicillium-Spezies (hier: P. chrysogenum)

Testen und messen von Schimmel mit Abstrichuntersuchungen

Eine weitere Möglichkeit zum testen und messen von Schimmel und Bakterien an Bauteilen und Gegenständen ist die Abstrichuntersuchung. Sie verwendet sterile Tupfer. Die Abstrichprobe streicht man im Labor auf einem Nährmedium aus. Die anhaftenden Schimmelpilze und Bakterien gehen auf die Nährmedien über und wachsen zu Kolonien aus, die man dann  genauer differenzieren („artenbestimmen“) kann.

Bei der Abstrichmethode handelt es sich um eine qualitative Messung. Das heißt, im Vordergrund steht die gezielte Austestung auf ganz bestimmte Mikroorganismen. Quantitative Messungen, also die Messung einer Bewuchsdichte und Bewuchsintensität, kann man mit der Tupfer-Abstrichmethode nicht oder nur sehr eingeschränkt machen. Zum löst sich ein erheblicher Teil der Biomasse, die dem Probenahmemedium nach der Probenahme anhaftet, beim Abstrich auf das Kulturmedium nicht wieder vom Tupfer ab. Zum anderen erzeugen kleinere, punktuelle Kolonien, die bei der Kontaktprobenahme ggf. aufgenommen wurden, beim Ausstreichen auf dem Nährmedium u.U. sehr viele Sekundärkolonien. Dies täuscht dann eine entsprechend hohe Mikroorganismendichte auf der gesamten Abstrichfläche vor. Es gilt daher: Je größer man die Abstrichfläche und je kleiner man die Probenanzahl wählt, desto schwerer kann man Aussagen über die Verteilung der entnommenen Biomasse auf der betreffenden Fläche treffen.

Testen und messen von Schimmel durch Eluierung

Zum quantitativen testen und messen von Schimmel in Materialien (Pilze pro Gramm Material) und zum Schimmelpilztest z.B. in einer feucht gewordenen Estrichdämmung wird normalerweise die Eluatmethode benutzt. Materialproben werden dabei zunächst unter festen klimatischen Bedingungen konditioniert, anschließend mit einer Feinwaage gewogen und danach in einer gepufferten physiologischen Kochsalzlösung geschüttelt und dadurch gewaschen. Die Waschlösung mit den Sporen kann auf verschiedene Nährmedien ausplattiert werden.

Die Eluatmethode bietet somit ganz andere Möglichkeiten zur genaueren Bestimmung eines Mikroorganismenspektrums (Spezifizierung) als die vorgenannten Kontaktbeprobungen. Bei der Kontaktbeprobung von länger feucht gehaltenem und keimbehaftetem Material (d.h. Abklatsch oder Abstrich) entwickelt sich ein Sammelsurium an Kolonien verschiedenster, unterschiedlich schnell wachsender Bakterien, Hefen und Schimmelpilzen auf relativ kleiner Fläche. In Verdünnungsreihen einer Proben-Waschflüssigkeit demgegenüber können sich auch Einzelkolonien, die z.B. in einer sehr hohen Verdünnungsstufe angezüchtet werden, weit entwickeln und dann genauer spezifiziert werden. Die Zahl verschiedener detektierter Mikroorganismen an feucht gehaltenem Material ist bei der Eluatmethode generell höher als bei einer Kontaktbeprobung vom selben Material.

Mikroskopische Untersuchungen zum Schimmeltest

Ein gesicherter Nachweis, ob Oberflächen mit Sporen verschmutzt / kontaminiert oder mit Pilzmyzel bewachsen sind, gelingt nur mit mikroskopischen Methoden. Auch wie dicht Bewuchs und Sporendichte gegebenenfalls sind, stellt die Mikroskopprüfung fest. Im Regelfall nimmt man zum testen und messen von Schimmel mittels transparenter Klebefilme Kontaktproben von der Testoberfläche. Dann färbt man die daran anhaftenden Pilze im Labor an. Die Analyse erfolgt im Mikroskop bei 10 bis 100-facher optischer Vergrößerung.

Bild 4: Mikroskopnachweis: Bewuchs Bild 5: Mikroskopnachweis: Sporen-Kontamination

 

Eine exakte Angabe der mit mikroskopischen Methoden gemessenen Sporendichte ist aufgrund des vergrößerungsbedingt kleinen Flächenausschnitts und der großen Schwankungen der Zell- und Sporendichten auf Wachstumsuntergründen zwar nur orientierend, günstigstenfalls halbquantitativ möglich. Die Biomassedichte auf einer bewachsenen Oberfläche kann bei Mikroskopuntersuchungen aber deskriptiv wiedergegeben werden, was in vielen Fällen sehr bedeutsame Informationszugewinne ermöglicht (z.B. „Sporenmenge mäßig groß, Sporen und Zellen überwiegend deformiert oder geschrumpft, degenerierter Altschaden wahrscheinlich“ o.ä.).

Am häufigsten zum testen und messen von Schimmel in Innenräumen werden heute Abklatschproben genommen und / oder mikroskopische Prüfungen mittels Klebestreifen-Kontaktproben angewendet. Der Schimmeltest MYKOFUND kombiniert diese beiden bewährten Untersuchungsmethoden Kultivierung / Mikroskopie und macht so fundierte Aussagen über die Qualität und das Ausmaß einer Innenraumbelastung mit Schimmelpilzen möglich (siehe auch: https://www.advisan.net/schimmelpilztest-mykofund/#mykofund)

Anmerkung: Der Autor ist als promovierter Mikrobiologe und bei der IHK Hannover Öffentlich bestellt und vereidigt als Sachverständiger für Schimmelpilze und Feuchtigkeit in Innenräumen. Er ist als Gutachter u.a. in Sachen Schimmel in der Wohnung in Hannover und Niedersachsen tätig.

[1] auch Zellen von Pilzmyzelien, die bei der Kontaktprobenahme aus dem Myzelzellenverband herausgerissen werden, können auf Abklatschproben zu Kolonien auswachsen.

[2] günstige Bedingungen sind u.a.: Langsames Wachstum der zu bestimmenden Pilzspezies, geringe Luftmyzelbildung der zu bestimmenden Pilzspezies, keine Parallelkontamination mit schnell wachsenden Pilzen (wie z.B. Zygomyceten)