Schimmelpilze und Gesundheit bei Schimmel in der Wohnung

Werden in Wohnungen Schimmelpilzschäden bemerkt oder treten plötzlich Schimmelpilzkolonien zu Tage, wird von den Betroffenen fast immer zuerst die Frage nach möglichen gesundheitlichen Wirkungen gestellt. Zum Thema Schimmelpilze und Gesundheit bei Schimmel in der Wohnung gibt es im Internet sehr viel frei verfügbare Information. Diese erzeugt teils allerdings eher Verunsicherung, als dass sie zu einem rationalen Umgang mit der Probelamtik beiträgt. Unbedingt zu beachten ist beim Thema Schimmelpilze und Gesundheit: Das konkrete Risiko, das von einer Schimmelpilzquelle einer bestimmten Ausprägung für den Einzelnen u.U. ausgehen kann, ist nur von einem qualifizierten Mediziner bzw. dem behandelnden Arzt abschätzbar! Bezüglich gesundheitlicher Wirkungen von Schimmelpilzen auf den Menschen ist aber folgendes allgemeingültiges zu sagen:

Angst vor Schimmelpilzen ist unbegründet!

Schimmelpilze sind als Destruenten (d.h. Zerstörer) organischen Materials unverzichtbare Bestandteile der belebten Umwelt auf unserer Erde. Sie sind z.B. in Böden in enorm großer Zahl zu finden. Sie stellen im Zusammenspiel mit Bakterien und anderen Pilzen die Aufrechterhaltung des Kohlenstoffkreislaufs auf unserem Planeten sicher. Aufgrund ihres Vorkommens immer und überall seit jeher stellen Schimmelpilze primär keine besonders große Herausforderung für das menschliche Immunsystem und auch keine Gesundheitsgefahr dar.

Schimmelpilze und Gesundheit: Krank durch Schimmel?

 

Was macht die gesundheitliche Wirkung von Schimmelpilzen aus?

Die Themen Schimmelpilze und Gesundheit sind dadurch verbunden, dass sich Schimmelpilze mittels Sporen vermehren, die in großer Zahl gebildet und über den Luftweg im Umfeld der Pilzkolonie verteilt werden. Schimmelpilzsporen sind aufgrund ihrer molekularen Oberflächeneigenschaften relativ starke Allergene (etwa vergleichbar mit den Pollen einiger Pflanzen). Bei der umwelthygienischen Bewertung von Schimmelpilzquellen in Wohnräumen und der Frage nach Schimmelpilze und Gesundheit stehen die sensibilisierenden (= „allergisierenden“) Wirkungen eindeutig im Vordergrund. Schimmelpilzsporen sind wegen ihrer geringen Größe von wenigen 1000stel mm sehr gut schwebfähig. Sie können beim Einatmen deshalb bis in die feinen Alveolen der Lungen gelangen und dort ihre allergisierende / sensibilisierende Wirkung entfalten. Die Neigung zur Entwicklung einer Allergie gegen Umweltstoffe nimmt in der Bevölkerung ständig zu.

Wer ist durch sensibilisierende Wirkungen gefährdet?

Als in besonderem Maße durch sensibilisierende Wirkungen von Schimmelpilzsporen gefährdet gelten Menschen, die veranlagungsbedingt zu Allergien neigen (sog. Atopiker) sowie bereits gegen andere Stoffe sensibilisierte Allergiker. Anfällig für Sensibilisierungen zeigten sich auch alte und immungeschwächte Menschen, schwerer erkrankte Personen sowie Kleinkinder. Bei hoher und / oder dauerhafter Exposition gegenüber Schimmelpilzen in der Luft können aber auch Menschen ohne jegliche Prädisposition an den Atemorganen erkranken und Allergien entwickeln.

Schimmelpilze und Gesundheit: Zu Infektionen kommt es eher selten

Infektionen durch Schimmelpilze im Innenraum treten vergleichsweise selten auf. Nur sehr wenige Schimmelpilze sind überhaupt in der Lage, das menschliche Immunsystem zu überwinden. An feucht gewordenen Tapeten und Putz kommen infektiöse Pilze normalerweise nicht zum Wachstum. Am häufigsten von Pilzinfektionen betroffen sind gesundheitlich erheblich vorbelastete, meistens am Immunsystem erkrankte Personen sowie alte Menschen. Zu einem Befall z.B. der Bronchien kommt es häufiger bei Asthmatikern und Allergikern bzw. Atopikern.

Sind Vergiftungserscheinungen bei Schimmelbefall möglich?

Einige als „befallstypisch“ benannte Schimmelpilze bilden im Sekundärstoffwechsel toxische Verbindungen (Toxine). Von einigen der Toxine ist bekannt, dass sie bei Aufnahme in größeren Mengen Organschädigungen oder Vergiftungserscheinungen beim Menschen hervorrufen können. Pilze, die solche Toxine bilden, werden im Bereich der Sachverständigenpraxis und im Zusammenhang mit Schimmelpilzen und Gesundheit immer wieder in absolut unseriöser Weise als gefährliche „Giftpilze“ stigmatisiert. Pilztoxine werden von Pilzkolonien in das besiedelte Substrat ausgeschieden – quasi „weggeworfen“ – da sie für den Erzeuger meist selbst giftig sind. Pilzsporen enthalten nur äußerst geringe Mengen an Toxinen.

Mit toxischen Wirkungen ist deshalb nur im Falle einer Schimmelpilzexposition, die das Einatmen äußerst großer Mengen an Pilzmyzel-Bruchstücken und Sporen möglich macht, zu rechnen. Unmittelbare toxische Schimmelpilzwirkungen sind von äußerst hoch schimmelpilzbelasteten Arbeitsplätzen z.B. in der Landwirtschaft oder der Abfallverarbeitung bekannt. Bei  Bewohnern normal genutzter Innenräume dürften toxische Wirkungen rein hypothetisch sein. Gesundheitliche Bedeutung im „normalen“ Lebensalltag haben Schimmelpilztoxine normalerweise nur bei oraler Aufnahme pilzbefallenen Materials (v.a. verschimmelte Lebensmittel).

Was hat es mit so genannten MVOC auf sich?

Flüchtige (= gasförmige) organische Stoffwechselprodukte von Pilzen (MVOC) werden von einigen „Schimmelpilzexperten“ immer wieder als Verursacher gesundheitlicher Beeinträchtigungen ins Spiel gebracht, wenn keine sichtbaren Schimmelpilzbefallsstellen vorhanden sind und verdeckt wachsende Schimmelpilzquellen vermutet werden. Zur „Gefährlichkeit“ verdeckter Schimmelbildungen ist folgendes zu sagen:

Nach derzeitigem Erkenntnisstand gelten ausschließlich partikuläre, d.h. feststoffliche Schimmelpilzbestandteile als potenzielle Verursacher von Erkrankungen beim Menschen. Können partikuläre Pilzbestandteile von Schimmelpilzen, also Zellen, Sporen und Bruchstücke davon nicht in die Raumluft gelangen und eingeatmet werden, weil die Schimmelpilze verdeckt unter Wandbelägen und –anstrichen, unter Verputz oder in einer gegen die Raumluft abgedichteten Dämmung wachsen, so fehlt schoneinmal die für Allergien, Infektionen und toxische Wirkungen erforderliche Noxe. Pilztoxine sind überwiegend pilzpartikel- und substratgebunden.

Von verdeckten Quellen freigesetzte MVOC sind als mögliche Verursacher von Reizungen und Schleimhautirritationen zwar theoretisch denkbar, doch werden deren Konzentrationen für solche Wirkungen beim Menschen – Stand heute – als viel zu gering erachtet. Die MVOC-Konzentrationen liegen auch bei sehr großen verdeckten Schimmelpilzschäden i.d.R. lediglich bei einem 1.000stel, maximal nahe eines 100stels der Reizkonzentrationen, die für die meisten typischen (nicht-mikrobiellen) Problem-VOC-Substanzen in Innenräumen ausgewiesen sind. MVOC kommen nach Ansicht von Toxikologen als krankheitsauslösendes Moment nur in sehr wenigen Ausnahmefällen in Betracht.

Können abgestorbene Schimmelpilze noch MVOC „ausgasen“?

Dass abgestorbene Schimmelpilzbiomasse grundsätzlich noch lange Zeit vom Menschen wahrnehmbare oder sogar gesundheitsgefährdende Mengen an MVOC freisetzen kann, wird von einigen „Schimmelexperten“ leider immer wieder behauptet. Dadurch werden Unsicherheit und Angst erzeugt! Nach dem naturwissenschaftlichen Verständnis des Betreibers dieser Internetseite sind andauernde, relevante MVOC-Freisetzungen durch abgestorbene Pilzbiomasse, die sich z.B. in einer vormals feuchten, zwischenzeitlich aber abgetrockneten Estrichdämmung oder unter einer Tapete befindet, schlichtweg nicht möglich[1]. Lange Zeit nach Austrocknung von Pilzzellbiomasse ist mit relevanten Emissionen gasförmiger mikrobieller Metabolite definitiv nicht zu rechnen.

[1] Pilzkolonien können nicht mehr an Masse in die Luft abgeben (sublimieren), als sie an Trockensubstanz aufweisen. Das Trockengewicht der Schimmelpilzbiomasse liegt selbst bei großen Schäden allenfalls im Milligrammbereich.

Weitere Informationen zum Umgang mit Schimmelpilzbefall finden Sie unter
https://www.schimmelberatung-niedersachsen.de/schimmel-check-online/