1. Schwarzer Schimmel, Bakterien und Biofilme messen

Im Internet und sozialen Plattformen findet man immer wieder den Begriff schwarzer Schimmel beim Schimmeltest. Schwarzer Schimmel soll angeblich eine besonders große Gesundheitsgefährdung für uns darstellen und sogar besonders giftig für den Menschen sein. Den Begriff schwarzer Schimmel gibt es in der Biologie aber überhaupt nicht. Wohl gibt es in der Biologie die Überbegriffe wie „schwarze Hefen“ und „Schwärzepilze“, aber nicht den Begriff schwarzer Schimmel. Dieser Beitrag setzt sich mit dem Thema Gesundheitsgefahr durch angeblich besonders gefährlichen „Schwarzschimmel“ beim Schimmeltest auseinander und soll Missverständliches und Irreführendes an Information, das in den Medien kursiert und teils effektheischerisch gestreut wird, mit Fakten ausleuchten.

2. Welche Erscheinung könnte mit „schwarzer Schimmel“ gemeint sein?

Schwarzer Aspergillus-Schimmelpilz

Die Kolonien von Aspergillus niger (übersetzt: schwarzer Gießkannenschimmel) sind auf Kulturmedien im Labor quasi von Beginn der Koloniebildung an schwarz gefärbt. A. niger ist ein klassischer Bodenorganismus und Lebensmittelverderber und ziemlich anspruchsvoll was Nährstoffquellen und außerdem relativ empfindlich, was Feuchtigkeit betrifft. A. niger ist beim Schimmeltest bei einem Schimmelbefall in Innenräumen normalerweise nicht anzutreffen. Derart präsent ist dieser Schimmelpilz in der Wohnung jedenfalls nicht, als dass man ihn als „Bauteil-befallstypisch“ benennen könnte. Besondere toxische Eigenschaften gibt es ebenfalls nicht. Bedeutung erlangen die Toxine von A. niger nur im Falle einer Aufnahme verschimmelter Lebensmittel.

Schwarze Hefen

Unter dem Begriff schwarze Hefen werden Pilze verschiedener Gruppen und Gattungen zusammengefasst, die taxonomisch nicht miteinander verbunden sind, die aber ihre tief dunkle Färbung eint. Die dunkle Farbe wird, wie bei Aspergillus niger, durch Melanin-Pigmente verursacht. Bei den „schwarzen Hefen“ handelt es sich um ubiquitäre, d.h. nahezu immer und überall bei einem Schimmeltest vorkommende sprossende Pilze. Besonders Hefen vermehren sich auf diese Weise. Man kann schwarze Hefen beim Schimmeltest an schmierigen Biofilmen, die sich auf ständig nassen und stark mit Organik verunreinigten Metall- und Kunststoffflächen finden, messen. Ausgewiesene Toxinbildner oder besonders zahlreich Luftsporen bildende Pilze sind nicht unter den sprossenden Pilzen zu finden.

„Schwärzepilze“

Findet man beim Schimmeltest in der Wohnung Schimmelpilzkolonien, die von Anfang an olivbraun-grünlich bis schwarz gefärbt sind, handelt es sich fast immer um so genannte „Schwärzepilze“ https://www.advisan.net/produkt/schimmelpilztest-mykofund/. „Schwärzepilze“ stellt man am häufigsten an Fugen, Dichtungen, an Betonflächen und an Holzteilen fest. Obwohl sie taxonomisch eigentlich nicht zusammengehören, werden auch unter dem Begriff „Schwärzepilze“ verschiedene Organismen zusammengefasst. Im Regelfall sind Cladosporium-Schimmelpilze in der Wohnung vorhanden. Seltener finden sich beim Schimmeltest in der Wohnung Schimmelpilze der Gattungen Alternaria, Ulocladium, Aureobasidium und ggf. Wallemia. „Schwärzepilze“ kommen immer und überall in der Natur vor und stellen beim Schimmeltest ganzjährig den Hauptteil des atmosphärischen Aeroplanktons. Bevorzugt besiedeln diese Pilze absterbende und abgestorbene Pflanzenteile, sodass sich nicht behandelte und feucht gewordene Holzbauteile beim Schimmeltest deshalb in erster Linie von diesen Mikroorganismen bewachsen erweisen. „Schwärzepilze“ haben keine besonderes toxischen Eigenschaften und neigen sowieso nicht zur massenhaften Bildung leicht luftgängiger Sporen.

schwarzer schimmel

schwarzer schimmel

Abb. 1: Cladosporium-Schwärzepilze an permanent kondenswasserbeschlagenen Fliesen

 

Schimmelpilz bei Wasserschaden: Stachybotrys chartarum

Nach einem Wasserschaden in der Wohnung kann man auf nassen Zellstoffuntergründen wie Gipskarton oder Papiertapeten plötzliches Erscheinen tief schwarzer, schmierig erscheinender Schimmelkolonien beobachten . Ein Schimmeltest ergibt dann Befall durch Stachybotrys-Schimmelpilze. Stachybotrys kommt in Gebäuden nur bei sehr hohen Feuchtigkeitswerten zum Wachstum und indiziert akute Wasserschäden. In früherer Zeit wurde Stachybotrys verschiedentlich als besonders gefährlicher Toxinbildner stigmatisiert. Die Gifte von Stachybotrys sollten krebserregend sein. Vom Umweltbundesamt (UBA) fand sich in der älteren Version des „Schimmelleitfadens“ die Aussage, dass Stachybotrys „in Wohnräumen nicht nachweisbar sein“ sollte. Heutzutage ist davon auch beim UBA nicht mehr die Rede. Stachybotrys gilt in informierten Fachkreisen heutzutage nicht mehr als „gefährlicher“ als ein anderer Schimmelpilz an der Wand. Mittlerweile hat sich durchgesetzt, dass Sporen nur sehr geringe Mengen an Toxinen enthalten und deshalb toxische Wirkungen in normal genutzten Wohnungen durch Einatmen von Sporen nicht zu erwarten bzw. nicht möglich sind.

3. Schwarze Kolonien beim Schimmeltest in der Wohnung

Kurz gesagt: den Begriff schwarzer Schimmel in der Wohnung gibt es in der qualifizierten Mikrobiologie nicht. Anhand der Erfahrungen von Wohnungsinspektionen und einem Schimmelpilztest in den letzten 20 Jahren kann man befugt sagen, dass es sich bei schwarzem Schimmel in der Wohnung in den allermeisten Fällen entweder um schwarze Biofilme oder um „Schwärze“-Schimmelpilze handelt.

Bei schwarzem Schimmel an ständig nassen Wänden und Fugen ist meist von „Biofilmen“ im klassischen Sinne die Rede. „Biofilme“ an der Wand gehören zu den Keimansammlungen mit den niedrigsten Risiken für Menschen. Es handelt sich um Mischbiozönosen. Deutlich dominierend dabei sind Bakterien und Hefen. Schimmelpilze sind in diesen Biofilmen von untergeordneter Bedeutung. Schimmelpilze, die in der Lage sein könnten, die Raumlufthygiene durch Sporenabgabe in die Luft messbar zu beeinträchtigen, kommen auf ständig nassen Beton- oder Kunststoffflächen und auf Fugenmaterial normalerweise überhaupt nicht zu nennenswertem Wachstum.

schwarzer schimmel

schwarzer schimmel

Abb. 2: Schwarze Biofilm-Plaque an einer ständig kondenswasserbeschlagenen Metallwand

 

4. Wie wirken schwarze Kolonien auf die Raumluft?

Infektiöse und / oder für Menschen toxische Schimmelpilze können an Befallsstellen im Innenraum i.d.R. nicht zum Wachstum kommen. Bei der gesundheitlichen Bewertung von Biofilmen und „Schwärze-“Schimmelpilzen nach einem Schimmeltest in der Wohnung stehen ganz klar sensibilisierende (= „allergisierende“) Wirkungen der Schimmelsporen im Vordergrund. „Schwärzepilze“ neigen aber überhaupt nicht zum spontanen Übergang in die Luft. Selbst bei Befallsflächen im Quadratmeterbereich kann man beim Schimmeltest der Raumluft gegenüber dem „natürlichen“ Hintergrund vor Ort oft überhaupt keine Erhöhungen messen https://www.schimmelberatung-niedersachsen.de/2018/10/25/schimmeltest-zum-selbst-testen/.

In letzter Zeit werden vonseiten verschiedener Institute, auch vom UBA, immer wieder Bakterien als Risikofaktoren bei einem Feuchteschaden in der Wohnung ins Spiel gebracht. Es ist seit langem bekannt, dass Bakterien völlig andere Wirkungen auf Menschen haben können, als Pilze. Über gesundheitsgefährdende Noxen ist bei Bakterien in Zusammenhang mit Feuchteschäden in der Wohnung relativ wenig Konkretes bekannt.

Es liegen viele eigene wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse zum Emissionsverhalten von Bakterien vor. Bakterienkolonien zeigen demnach generell eine geringe Neigung zur Freisetzung von Zellpartikeln und Sporen in die Luft. An Befallsstellen in Innenräumen anzutreffende Bakterien (v.a. Actinomyceten und Bazillen) gibt es in allen Böden und in jedem Kehricht und in den daraus entstandenen Stäuben in sehr großer Zahl. Diese Bakterien an der Wand stellen keine besondere Gesundheitsgefährdung dar.

Ausnahmen sind natürlich fäkalienbelastete Bauteile nach Abwasserhavarien, in denen gesundheitlich problematische, infektiöse gramnegative Bakterien zur Vermehrung kommen können.

Anmerkung: Der Autor dieses Beitrags, Dr. Thomas Missel, ist promovierter Mikrobiologe (Schwerpunkt: Mykologie), bereits über 20 Jahre in Hannover und Niedersachsen als Gutachter tätig und bei der IHK Hannover Öffentlich bestellt und vereidigt als Sachverständiger (seit 2006). Bestellungsgebiet bei der IHK ist: Schimmelpilze und Feuchtigkeit in Innenräumen.

Detailinformationen zu diesem Schimmelpilztest:

https://www.schimmelberatung-niedersachsen.de/informationsbeitrag-schimmelpilz-test/